Habemus Mamam.
In Anlehnung an Habemus Papam rufe ich zum Muttertag: Wir haben eine Mutter.
Eine, die uns nährt, trägt, verbindet – in jedem Augenblick.
Ein Text, der die weibliche Urkraft würdigt – jenseits von Biografie, in tiefer Verbundenheit mit dem Leben selbst.

Habemus Mamam – Wir haben eine Mutter

Morgen ist Muttertag.
Ein Tag, der in vielen Herzen Erinnerungen wachruft – freudige wie schmerzliche. Doch jenseits der persönlichen Biografie gibt es eine tiefere Mutter, die uns alle eint: Mutter Erde.

In einer Welt, in der der Ruf „Habemus Papam“ das Auftreten eines geistlichen Oberhauptes markiert, rufen wir heute mit ebenso viel Ehrfurcht:

Habemus Mamam.
Wir haben eine Mutter.

Mutter Erde, du hast uns alle hervorgebracht –
aus dem Äther ins Sein gerufen.
Du hast uns erschaffen, nicht nur zum Wachsen, sondern zum Sein selbst.
In Liebe empfangen, jeder zu seiner Zeit, mit allem, was dazugehört.

Leben – das sich in jedem Moment erneuern will.
Das sich in den Elementen spüren möchte:
im Wasser, das trägt;
in der Erde, die wurzelt;
im Feuer, das verwandelt;
im Wind, der bewegt.

Wie ein Wurzelwerk vernetzen wir uns –
um uns zu stabilisieren,
um standzuhalten,
um unter allen Umständen zu erblühen –
für unsere eigene Lebensfreude,
und als Klangbild in der Atmosphäre des Daseins.

Umwelt ist die Welt, die uns umgibt.
Aber auch die Welt, in der wir selbst wirken.
Nehmen wir uns mütterlich an – einander,
in Respekt, in Demut vor dem Leben, das uns geschenkt wurde.

Und unabhängig davon, wie unsere biografische Geschichte aussieht –
ob wir Mutter waren, sind oder nicht,
ob wir Geborgenheit erfahren haben oder sie selbst erst suchen –
wir alle dürfen und können Nahrung und Halt sein.
Für uns selbst, füreinander,
wie die Erde, die uns trägt.

Wer Ja zu sich selbst sagt,
in ganzer Annahme,
der kann Hingabe erfahren.

Dann füllt sich unser Selbst – nicht aus Mangel, sondern aus Fülle.
Wie ein römischer Brunnen,
der überfließt –
nicht verschwendet, sondern weitergibt.
Die große Schale nährt die kleinere,
und dennoch bleibt sie gefüllt.

Habemus Mamam.
Wir haben eine Mutter,
die alles nähren kann –
wenn wir es zulassen.